Me in You

Liebe Freunde!

So viel ist in letzter Zeit geschehen, dass ich gar nicht richtig filtern kann. Vorhin saß ich wieder auf Julias Bettkante (Secondyearbetten sind so viel besser als Firstyearbetten, weil sie nämlich auf Fußbodenebene sind...), habe ihre Feigen aufgegessen und sie hat wissen wollen, was das beste an meinem Tag gewesen sei. Ich habe ernsthaft nachdenken müssen. Nicht, weil ich mich nicht entscheiden konnte sondern weil ich schon gar nicht mehr parat hatte, was eigentlich in den vergangenen 24 Stunden passiert war. So geht mir das an vielen Tagen. Model United Nations, Youthleadership workshop, heute Morgen ein Listening workshop... Müsste ich euphorisch durch die Gegend hüpfen? Ehrlich gesagt ist mir nicht so danach, ich bin eher im Bann dieser ganzen Angebote. Ein bisschen ist es wohl auch die Angst, etwas zu verpassen sollte ich einmal nicht hingehen (ja, ihr könnt mir gerne alle sagen, dass das eine bescheuerte Einstellung ist :D) aber hauptsächlich sauge ich alle diese Dinge auf wie ein Schwamm. "Und sie bewegte sie (die Worte) in ihrem Herzen" steht ja schon in der Bibel. Ich glaube, ich bewege manchmal ein bisschen viel  :-)

Julia konnte ich jedenfalls heute Nachmitag ehrlich antworten, dass der Listening workshop das Ereignis meines Tages war, das mich am glücklichsten gemacht hat. Ich habe so viel von meinen Mitschülern gehört, das mir das Gefühl gibt, doch nicht so seltsam zu sein wie mir das manchmal vorkommt. Das erste jedoch, was mich heute Morgen zum Lächeln gebracht hat war, dass nun endlich das Eis auf dem Fjord verschwunden ist. Die mystisch dunkle Wasseroberfläche hatte zur Folge, dass das Licht verändert war. Die Welt scheint weniger grau oder weiß zu sein. Außerdem kann man jetzt endlich wieder den Regen auf die Wasseroberfläche klatschen hören, ein Geräusch, das ich lieb gewonnen habe. Es gießt schon seit Tagen ohne Unterbrechung. Am ersten Tag ohne Schnee (aber mit Regen) ist Dieynab lachend durchs Zimmer gehüpft weil sie hoffte, es würde nun endlich tauen. Sie sollte Recht behalten. Schade nur, dass unser Lechzen nach Sonne den Schnee nicht schneller zum schmelzen bringt. Mitlerweile beginnt das Flekke-Wetter uns schon wieder auf die Nerven zu gehen. Meine Gummistiefel sind nicht dicht und meine Socken regelmäßig nass, aber man gewöhnt sich an alles und ich habe mir schon zig mal vorgenommen, Plastiktüten in die Stiefel zu tun, aber es immer wieder verdrängt. Deswegen werde ich mich nicht über aufgeweichte Zehen beschweren. Wenn man sich beklagt aber nichts gegen das Problem unternimmt, dann ist man selber Schuld, finde ich.

Der Höhepunkt der vergangenen Woche, und auch darüber habe ich mit Julia geredet, war MUN (Model United Nations), eine Simulierung der UNO, ein Planspiel wenn man so will. Jeder Firstyear ist Abgeordneter eines Landes und wird einem Komittee zugeordnet. Ich vertrat Indien im Sicherheitsrat. Einige Secondyears waren die Vorsitzenden dieser Komittees und haben schon Monate vorher Themen vorbereitet, die diskutiert werden sollten. Im Sicherheitsrat ging es um Extremismus in Pakistan und die UN-Peacekeeping forces und jüngstes Fehlverhalten einiger Blauhelme. Anlässlich des MUN hatten wir Besuch von Schülern aus Dänemark, Estland, Lettland und Litauen. "Frisches Blut" am College hat dieses Event definitv bereichert. Ich wurde gefragt, ob so etwas überhaupt Sinn macht, denn die Resolutionen die wir verabschieded haben, sind völlig irrelevant und basieren auf recht oberflächlichem Wissen. Es geht jedoch mehr darum, Diplomatie besser kennen zu lernen, sein eigenes Verhalten in einer Gruppe einschätzen zu lernen, zu recherchieren und zu kooperieren.

Etwas, was ich jetzt sicher sagen kann ist, dass ich keine Diplomatin werde. Jedenfalls nicht auf internationaler Ebene. Viel lieber bin ich Beobachter des Geschehens und mache mir unabhängig ein Bild von der Situation. Deswegen werde ich im nächsten Jahr auch eher dem Media-Team beitreten als ein Komittee zu leiten. Die Presse ist ebenso wichtig!

 

In einer Woche beginnt ein neuer EAC term. Ich steige aus International Dance aus und wahrscheinlich muss auch mein Bastel EAC daran glauben, denn es kommen neue Verpflichtungen auf! Die Leirskule (Schullandheim) - saison beginnt bald und alle Firstyears tragen zum Entertainment der 11-15jährigen norwegischen Kids bei. Ich beaufsichtige den Pool. Wir werden sehen, wie ich mich da durchsetzen kann. Außerdem werde ich im nächsten Jahr Tutor für Englisch, Biologie und Norwegisch sein, möglicherweise die World Today Gruppe leiten und außerdem organisiere ich einen Workshop zum Thema "Bildungssysteme" für den nächsten Global Concern im April zum Thema "Education". Des weiteren hat die Extended Essay Saison begonnen und ich bin ehrgeizig genug, meinen 4000 Wörter Aufsatz auf Norwegisch zu schreiben um meine Sprachkenntnisse zu erweitern. Deswegen lese ich gerade "Tonje Glimmerdal", die norwegische Version von Pipi Langstrumpf, bloß 60 Jahre jünger.

Im Mai stehen die Firstyearexamen an (sehr wichtig, denn damit bewirbt man sich bei den Unis...). Ich fühle mich trotz der vielen Arbeit sehr wohl an diesem Ort. Alles zu seiner Zeit. Jetzt werde ich erst einmal schlafen gehen - das ist schon mal ein Anfang!

Gute Nacht!

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Akram (Donnerstag, 27 September 2012 06:06)

    will return soon