Wenn jetzt Sommer wär

Hallo!

Der gestrige Tag war wohl ein bisschen viel. Heute liege ich mit einer dicken Erkältung im Bett (irgendwo schon wieder auf dem Weg der Besserung). Was ist passiert? Nun, am Dienstagabend wurde mit ernster Miene angekündigt, dass der Herr Direktor zu einer extraordinären Vollversammlung um acht Uhr am Mittwochmorgen einlud. Die Gerüchte über den Inhalt dieser sehr ernst klingenden Aufforderung machten schnell ihre Runde. Hier am Campus können die Wände hören und nicht einmal die kleinste und harmloseste Spekulation entgeht den 389"Nachbarohren". Vielerorts wurde gemunkelt, man würde nun endlich etwas über die Öl-Situation am College erfahren. Wie schon an anderer Stelle berichtet, sind noch immer zwei der drei Schulgebäude wegen gesundheitsschädigenden Gerüchen geschlossen. Diese resultieren aus einem Leck in der Heizanlage des Rehabilitationszentrums, aus dem mehrere Tonnen Öl in den Fjord und in den Boden geflossen sind.

An anderer Stelle erzählte man sich tatsächlich, dass der Unterricht über einen längeren Zeitraum ausfallen würde und Schüler deswegen nach Hause müssen. Gepackt wurde angeblich auch schon, aber wer glaubt schon solchen Geschichten?!

Die Spekulanten hatten Unrecht, denn wie sich gestern Morgen herausstellte, hatte die Vollversammlung nichts mit derartigen Umständen zu tun. Der Anlass war sogar alles andere als unerfreulich: Die Schülervertretung hatte nun nach etlichen Jahren Überzeugungsarbeit endlich durchgesetzt, sog. "Überraschungstage" einzuführen und dadurch den Schulalltag aufzupeppen. Die Freude im Auditorium war groß, als Rektor John das Wort nach einigen beschwichtigenden Sätzen an Daniek und Marius weitergab und sie verkünden ließ, dass heute "Snowday" sei und der Unterricht zugunsten von Aktivitäten im Freien ausfallen würde.

Hintergrund dieser Strategie ist, dass Schüler zu Bewegung und dem Schnappen nach frischer Luft motiviert werden, weil sie in die Plänen nur sehr kurzfristig eingeweiht werden und so kaum Zeit dazu bleibt, sich wieder im Bett zu verkriechen und den Tag mit zusätzlichem Lernen zu verbringen. Deswegen jedenfalls wurde die Sitzung um acht Uhr einberufen. So war man wach und konnte aus dem freien Tag etwas Sinnvolles machen! Wahrhaftig hat es sich gelohnt. Wir pilgerten alle warm eingepackt zum Schlittschuhsee, der zwischen Flekke und dem College liegt, und als dann 200 Schüler quer Feld ein gestapft waren, war der zunächst kniehohe Schnee soweit planiert worden, dass sich der Abhang ganz vorzüglich zum Rodeln und Skifahren eignete. Ich hatte lange keinen solchen Spaß im Schnee gehabt. Die Temperaturen (minus 20 Grad) hatten zur Folge, dass Wimpern und Haarstränen, die sich unter den Mützen hervor schoben bald von einer Raureifschicht überdeckt waren. An einigen Stellen wurden kleine Holzfeuer gemacht und auf ihnen heiße Schokolade gekocht. Die Skandinavier genossen es sichtlich, auf Langlaufskiern die Wiesen runter zu fahren oder über Schanzen zu springen. Ich hatte viel Spaß daran, mit Craig auf Plastiktüten den Eiskanal in Rodelmanier unsicher zu machen. Um die Mittagszeit waren dann alle müde und durchgefroren und machten sich zurück auf den Weg zur Kantine. Gegen zwölf Uhr zieht es uns alle mittlerweile instinktiv in diese eine Richtung. Nach der Stärkung machten die Hartgesottenen weiter, ich begnügte mich mit Auftauen und Schlafen. Frische Luft macht müde.

So weit, so gut. Der eigentliche Stress begann am Nachmittag und zog sich bis in den späten Abend. Erst habe ich mich mit einem SAT (Stupid American Test)-Buch hingesetzt und mal geschaut, was die amerikanischen Universitäten denn eigentlich verlangen. Jeder, der sich an einer amerikanischen Universität bewirbt, muss SAT 1 und SAT 2 ablegen. Ein bestandener SAT 1  bescheinigt Grundkenntnisse in Mathe und Englisch, SAT 2 erweitertes Grundwissen in zwei weiteren Fächern. Ich bin mal den Französischtest durchgegangen, und habe glücklich festgestellt, dass ich nicht einmal wirklich dafür lernen müsste.

Recht hektisch habe ich mich dann auf den Weg ins Auditorium gemacht. Fast hätte ich doch tatsächlich die zweite Nordic Studies Sitzung verpasst, in der es dieses Mal um die Geschichte Skandinaviens ging. Von drei Secondyears wurde das an sich eher staubige Thema unter der Überschrift „From Vikinghelmets to tight pants“ sehr lebhaft und unterhaltsam präsentiert. Direkt im Anschluss an diese Stunde habe ich mich in die Bibliothek gesetzt und Bio gelernt (der nächste Test steht in naher Zukunft an). Dann gab es auch schon Abendessen und direkt danach eine Einführung in „Firstaid“. Nachdem meine Coyears und ich nach zwölf Stunden intensiven Trainings nun Ersthelfer sind, bietet sich die Möglichkeit, schon bald Teil des Firstaidteams zu sein und ein Mal in der Woche drei Stunden lang weitergebildet zu werden. Da bei mir das grundsätzliche Interesse an so einem Programm besteht, bin ich zu diesem erläuternden Treffen gegangen. Anschließend habe ich aber für mich beschlossen, nicht auch noch diese sehr zeitintensive Aufgabe übernehmen zu wollen.

Mit dem Ende jenes Treffens begann auch schon das nächste: Im kommenden April findet wieder ein Global Concern statt und in diesem Halbjahr bin ich Teil des Organisationsteams. Es galt bei diesem ersten Treffen, drei Themen zu ernennen, die der Schülerschaft zur Wahl gestellt werden sollten. In Kleingruppen wurden zunächst jeweils drei Themen gefunden. Die gut 20 Themen wurden dann schließlich in sehr große Bereiche zusammengefasst:

Culture and Subculture

Globalisation and Responsibility

Education

Technology

Art and Media

Am Ende haben wir uns dafür entschieden, Globalisation and Responsibility, Education und Art and Media als mögliche Global Concern Themen mit ins nächste Collegemeeting zu nehmen.

Eigentlich sollte ich nach diesem Treffen noch eine Chorprobe haben. Aber ich habe dem Lehrer kurzerhand eine entschuldigende Mail mit einer Absage geschickt. Ich bin sehr erkältet und obwohl unser Auftritt bei der Europeanshow am kommenden Samstag ist, befand ich es für sinnvoller mich ins Bett zu legen. Das war ungefähr um halb neun. Seit drei Uhr nachmittags war ich nicht mehr in meinem Zimmer gewesen. Ich bin recht schnell eingeschlafen, musste allerdings um zehn Uhr wieder aufstehen, denn eine Hürde galt es an diesem Abend noch zu nehmen: Die Probe der Blechbläser. Ebenfalls für die Europeanshow hat sich eine sechsköpfige Gruppe von Blechbläsern zusammengefunden, die nun die Europafanfare einübt. Nach einer mehr oder weniger desaströsen ersten Probe am Dienstag, war mein Erscheinen gestern Abend wichtig. Ich bin die einzige Trompete und es macht mir viel Freude, mein liebes Instrument endlich einmal wieder aus seinem Koffer zu lassen.

Heute Morgen bin ich dann mit Kopfschmerzen und Halskratzen aufgewacht. Eigentlich wäre ich gerne zum Bio- und Englischunterricht gegangen. Im Nachhinein hat sich allerdings herausgestellt, dass wir im Englischunterricht nicht wirklich vorwärts gekommen sind. In Geschichte wurde ein Film gesehen und in Bio war ich eh schon weiter als der Rest. Von daher wird es wohl nicht problematisch, aufzuholen was ich verpasst habe.

Heute Abend stehen die ersten Wahlen für die Schülervertretung auf dem Programm. Mehrere Mitschüler stellen sich für das Amt des Communication Representatives und des Board Representatives zur Wahl. Ich bin gespannt, ob wir heute schon zu einem Ergebnis kommen, oder ob eine zweite Runde nötig werden wird. An meiner Rede muss ich auch noch weiterschreiben. Allerdings werden die Aspectworker erst am 10. Februar gewählt.

Wie ihr sicherlich gesehen habt, gibt es nun endlich wieder Fotos auf dieser Homepage. Ich bin auch fleißig am Lesen, deswegen wird sich sicherlich auch die Rubrik „Lesen“ bald wieder neuen Inhalts erfreuen. Ich freue mich immer wieder, dass ich so viele Rückmeldungen zu dieser Seite bekomme!

Bis bald!

Angelika

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