Ich will jetzt gleich König sein.

Hallihallo! Wenn jetzt jemand ins Zimmer kommen würde, böte sich dem Besucher ein lustiger Anblick: Ich sitze an meinem Schreibtisch, die Kopfhörer in meinen Ohren und groove zu "Ich will jetzt gleich König sein" aus König der Löwen. Meine Füße liegen auf dem Schreibtisch, der Laptop steht auf meinen Knien. Zudem bin ich ziemlich bunt angezogen (Teresa, du weißt was ich meine, oder?). Mir gehts gerade gut. Eigentlich habe ich montags um diese Uhrzeit Poolaufsicht, aber wir sind zu dritt und es werden nur zwei gebraucht. Letzte Woche war Alex zu beschäftigt, also nehme dieses Mal ich die Auszeit.

Heute ist ganz offiziell Tag 1 meines Lernexperiments: Pro Tag eine halbe Stunde für jedes Fach. Ich werde versuchen, täglich einen kleinen Bericht über die Fortschritte, Ergebnisse und Konsequenzen schreiben.

Der Versuchsaufbau:

Ein Zeitfenster von 60 Minuten für die Fächer, die ich am nächsten Tag als Unterrichtsfach habe. Ein Zeitfenster von 30 Minuten für die Fächer, die ich nicht am nächsten Tag habe.

Ablauf:

Jedem Fach werden am Nachmittag mindestens dreißig Minuten (in größeren Zeitfenstern auch mehr) meiner Freizeit geopfert, in denen ich wiederhole, Aufgaben mache und zuletzt Gelerntes in den Kontext des gesamten Faches einordne.

Ergebnis Tag 1, 17:50h

Der 60 min Geschichtsblock war gut ausgefüllt. Das erfordete Essay wurde geschrieben und zusammenfassend Notitzen zum Thema "White forces in the russian Civil War 1918-1923" gemacht. Eine Wiederholung größerer Zusammenhänge war zeitlich nicht möglich.

Die geplanten 30 Minuten Mathe haben nicht gereicht. Das wurde durch die 30 Minuten Pause, die als Puffer eingeplant waren, abgedämpft. Ich musste trotzdem recht abrupt abbrechen, weil das Zeitfenster um war. Die Sinusfunktion und Vektoren bedarfen mehr Zeit.

30 World Literature war ebenfalls gut mit dem Lesen von "Von Mäusen und Menschen" gefüllt. Nebenbei konnten nützliche Notitzen gemacht werden, die sicherlich einen positiven Einfluss auf spätere Klausurvorbereitung haben. Trotzdem wurde das Zeitfenster überschritten.

Die verbliebenen 20 Minuten Englisch haben für eine schriftliche Stellungnahme zur Frage "Is it right for a newspaper to reveal private sexual interest?" gereicht.

Um sieben Uhr habe ich 60 Minuten für Biologie - ich nehme die Unterlagen gleich mit in die Kantine, dann kann ich nach dem Essen in der Bibliothek lernen.

Um neun Uhr folgt dann noch eine Stunde für Norwegisch: Extraaufsatz schreiben und Vokabeln wiederholen.

Fazit des Tages:

Es bleiben im Zeitraum von 14:30 bis 23:00h 2 Stunden zum Freundetreffen, dösen etc. Außerdem bleiben anderthalb Stunden Zeit zum Essen, das Verfassen dieses Artikels inklusive. Bisher hat das Experiment noch nicht ergeben, dass wirkliche Wiederholung länger zurückliegender Themen möglich ist. Es bleibt allerdings abzuwarten wie sich das Experiment dahingehend entwickelt. Gefühlsmäßig war mein Nachmittag sehr ausgefüllt. Das Arbeiten an so strenge Zeitvorschriften ist nützlich, die Produktivität steigt bereits merklich. Trotzdem ist es ermüdend.

 

Und nun zurück zu den Erlebnissen der vergangenen Tage!

Gestern Abend hat Tea ein Treffen für alle die organisiert, die Deutsch als Fremdsprache hatten. Ich war natürlich auch eingeladen und saß dann abends mit Christoffer (Dänemark), Tea (Bosnien), Woyitech (Polen/Schweden), Katie (Wales), Adrian (Ungarn) und Riccardo (Italien) im Tagesraum bei der obligatorischen Tasse Tee. Wir haben natürlich konsequent Deutsch gesprochen, uns über Erfahrungen im Deutschunterricht unterhalten und ich konnte dabei feststellen, wie unterschiedlich effektiv der Unterricht in den verschiedenen Ländern ist. Riccardo hatte zwar nur drei Jahre Unterricht, scheint sprachlich aber begabt zu sein und hatte zudem noch Unterricht mit Schülern, die schon stofflich viel weiter waren. Seine Grammatik ist toll und seine Aussprache auch. Wortschatztechnisch scheint Katie am weitesten hinten zu sein. Sie hatte schon länger keinen Unterricht mehr und hat das meiste vergessen, weil es ihr damals keinen Spaß gemacht hat. Christoffer kann viel aus Liedtexten und durch seinen deutschen Freund in Dänemark, mit dem er sich viel über die Weltkriege unterhält. Der Wortschatz ist dementsprechend geprägt. Tea hatte neun Jahr lang Unterricht und spricht wirklich gut. Ich mag, wie sie die Worte ausspricht. Ausländer Deutsch sprechen zu hören, macht Deutsch irgendwie schöner. Viele nehmen Deutsch als eine Sprache mit vielen harten Lauten war und finden sie entweder hässlich oder besonders cool. Da scheiden sich die Geister. Ähnlich dem Lateinunterricht liegt der unterrichtliche Schwerpunkt offenbar eher auf Grammatik als auf Wortschatzübungen. Das ist schade und verdirbt einigen Lerntypen sicherlich den Spaß an der Sprache.

 

Ein anderes Highlight meines Wochenendes war mein Besuch bei Fred und seiner deutschen Freundin Maret, die zusammen in Teachers' Hill leben. Maret und ich verstehen uns sehr gut und hatten wieder eine Menge Spaß. Wir habe uns über Literatur unterhalten, über unsere Ferien geplaudert und Mandarinen gegessen. Es war wieder einmal schön!

Am selben Abend noch hatte ich ein Advisormeeting bei Angie. Der Kamin war an, draußen war alles weiß. Es war einfach kooselig, wie die Norweger sagen würden - gemütlich. 

Samstag war Party in der Hoegh. Fiesta Latina war das Motto, und so waren auch alle angezogen. Ja, ich auch. Trotzdem hatte ich dann nach einigen Minuten keine Lust mehr. Warum weiß ich auch nicht. Ich habe dann seit längerem mal wieder Jens-Martin besucht. Der hatte am nächsten Morgen seine mündliche Prüfung für Norwegisch und war sich auch nicht sicher, ob er gehen wolle. Deswegen haben wir dann einfach in seinem Bett gesessen, die Vorhänge zu gemacht und einen sehr komischen Film gesehen. Ich erinnere mich gar nicht mehr an den Titel.

Pujan kommt gerade rein, ich gehe jetzt was essen. Bis später!!

Hilsen

Angelika

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