Hakuna Matata

Gute Musik im Ohr, Honigbalsam auf den Lippen und einen heißen Früchtetee in meiner Lieblingstasse. Leben, frei nach dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts? Nein, das würde ja miteinbeziehen, dass man für gewöhnlich mit Glücksgefühlen geizt. Wie unmenschlich!

Alles ist gut. Ich habe mir vorgenommen, als erste Erungenschaft des Tages das Lächeln gleich nach dem Weckerklingeln um halb acht zu sehen. Immerhin ist dieses Geräusch ja der Auslöser für all die täglichen Erfahrungen, die wir sammeln, oder? Warum den Tag also nicht grundsätzlich mit einem Lächeln beginnen?! Und wenn ich dann so in meiner Koje liege, die mitlerweile übrigens dank eines organgenen Betthimmels noch viel gemütlicher geworden ist, meine Mundwinkel in konzentrierter Anstrengung nach oben bewege und darüber nachdenke, wie lustig das aussehen muss, dann erheitert mich mein eigenes Lächeln und es wird zu einem authentischen. (Herzlich wilkommen in der Welt der Schachtelsätze!)

Es war wirklich gut, wieder hier nach Flekke zu kommen. Glücklicherweise bagab ich mich in die Hände einer skandinavischen Landschaft, die mit ihrer winterlichen Schönheit alle Sorgen zunichte machte. Winter in Skandinavien - minus 20 Grad (auch wenn der Wetterbericht was anderes sagt. Alles eine Frage der Interpretation...). Diejenigen, die das nicht gewohnt sind, konnten zu Beginn nicht tief einatmen, dabei fühlt sich die kalte Luft so gut an. Alles ist weiß. Das schönste sind die schneebedeckten Fjorde. Quadratkilometer große, unberührte Schneefelder. Auf dem Weg mit dem Bus vom Bootsanleger zum College kamen wir durch Wälder, deren Bäume wie riesige Eisskulpturen fast anmutig den Blick auf die "Straße" versperrten - von meinem Sitzplatz aus jedenfalls. Ich hatte den Eindruck, dass der Busfahrer genug gesehen hat. Viel schöner noch waren die unglaublichen Eiszapfen und gefrorenen Wasserfälle, die an den Felswände zu kleben schienen. Manchmal war das Wasser sogar auf dem Schnee auf dem Boden gefroren und gab ihm so eine Art Glasur. 

Es ist schön, wieder Unterricht zu haben. Ich habe ein wahnsinng gutes Feedback für meinen Englischaufsatz bekommen, und offenbar einen perfekten Labreport wiedergekriegt. Was Glücksgefühle verursacht ist doch immer wieder spannend zu sehen. Mit meinen Roomies Dieynab und Julia verstehe ich mich immer besser, weil wir uns einfach immer mehr zu sagen haben. Mit Josy und Ingilin verbringe ich einige Zeit, mein bester Freund Craig aus Kanada war einer der ersten, die mich in meiner Corner besucht haben. Trotzdem ist ganz klar, und nach den Ferien vielleicht noch mehr als sonst, dass man nicht mit allen auf einer Wellenlänge ist. Manchmal scheint es, als könne man mit einigen Mitschülern gar nicht tiefsinnige Gespräche führen. Aber danach strebe ich auch nicht.

Gestern hatte ich meine erste ToK Stunde (Theory of Knowledge - ihr gewöhnt euch besser schnell an diese Abkürzung. Ich überlege ernsthaft, eine Art Nachschlagewerk für all die College - Abkürzungen zu erstellen. Es gibt zig!). Es ist ein bisschen hinderlich, den Direktor als Lehrer in diesem Fach zu haben, weil der einfach viel zu häufig unterwegs auf UWC-Mission ist. So hat dann die erste Stunde auch gleich Edmund (der Mann meiner Advisor Angie, ehemaliger buddhistischer Mönch) übernommen. Ein wunderbarer Mann, mit dem ich mich sehr gut verstehe.

Was ist TOK? Nun, die erste Stunde verbrachten wir tatsächlich mit einer Erläuterung diesen Begriffes. Entstandne ist ToK mit der Studentenbewegung in den 60s. Besonders in Amerika setzte sich zu der Zeit der Gedanke durch, dass eine derart frühe Spezialisierung auf ein Sachgebiet, wie sie im amerikanischen Schulsystem vorgesehen war, keinen Sinn machen würde. Deswegen begann man, das IB zu schöpfen. Ein bisschen hier von, ein bisschen davon. Künste, Geisteswissenschaften, Sprachen und Naturwissenschaften für alle!

Und doch schien den Machern dieses guten Systems noch ein Puzzleteil zu fehlen, als sie die 6 Fachbereiche eingeführt hatten. Was rechtfertigte dieses System? Was hielt alles zusammen?

Die Grundidee von TOK ist, dass das, was uns als wissenswert angeboten wird, gerechtfertigt werden muss. Das simple Annehmen von Fakten ist sicherlich bequem, schließt aber aus, dass Schüler eine tiefere Einsicht in die Techniken des "Wissens" bekommen. Es geht darum, kritisch zu hinterfragen und Dingen einen Sinn zu geben. Es geht darum, unterscheiden zu lernen zwischen dem, was wir wirklich tiefgründig wissen, und dem, was wir übernommen haben.

Kernfragen sind hier: "How is knowledge 'made'?"

                                  "How do we know something?"

                                  "What do we know?"

                                  "What can be known?"

Eine weitere Neuheit in diesem Halbjahr ist "Nordic Studies". Gerade eben hatten wir unsere erste Sitzung. Eine norwegische Journalistin, die u.a. in Asien und Afrika aufgewachsen ist, hat uns ihr Buch vorgestellt, in dem sie Geschichten der Menschen aus "Sogn og Fjordane" (die Region in der Flekke sich befindet) erzählt. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen. Es ging nämlich u.a. auch um Identitätsfindung, und dass wir uns nicht nur mit dem Ort identifizieren können, in dem wir aufgewachsen sind, sondern auch über globale Einflüsse ganz unbewusst ein Stück weit interkulturell geprägt sind. Das überrascht in der Welt des Internets, im Zeitalter von iTunes natürlich wenig.

 

Vielleicht ist dieser Blog ja auch für euch so eine Art internationaler Einfluss. Wer weiß?!

Jetzt mailt mir Tea, dass wir zusammen essen gehen sollten. Recht hat sie!

Bis bald also.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Vasko (Montag, 24 September 2012 23:30)

    Thanks for details