Pepperkakebakesangen

Heissa!

Die Zeit vergeht wie im Flug - nun ist es nur noch einen Monat bis Weihnachten. Vor einigen Tagen habe ich zusammen mit ein paar Freundinnen im Icelandhouse Dayroom Pepeprkake - Pfefferkuchen - gebacken. Herrlich, wie das ganze Haus plötzlich wunderbar weihnachtlich riecht und man für ein paar Stunden die muffigen Gummistiefel auf den Fluren vergessen kann. Aufgrund fehlenden Backequipments mussten wir reichlich improvisieren und haben zum Beispiel die Backrolle durch Becher ersetzt und die nicht vorhandenen Ausstechförmchen förderten unsere Kreativität mehr als dass sie ihr schadeten. Solche gemütlichen Abende sind momentan leider die Ausnahme, denn mit dem Ende des ersten Terms steigt hier das Arbeitspensum merklich. Wie ich es auch schon zuhause immer wieder erfahren habe, mache ich mir häufig mehr Arbeit als unbedingt nötig, denn Aufsätze zum Beispiel, die das zu behandelne Thema nur halb abdecken kann man sich im Grunde auch schenken. So wurde zum Beispiel mein Englisch Aufsatz über Raymond Carver (siehe Artikel unter der Rubrik "Lesen") ganze 2000 Wörter umfangreich, und dem ging das Durchforsten einiger weiterführender Literatur zum Autor voraus. Auch in Biologie steht mal wieder eine etwas gewaltigere Hausaufgabe, das Protokoll und die Analyse eines Versuchs zum Thema Enzymatik, ins Haus. Hinzu kommt ausserdem, dass ich in den Weihnachtsferien mein World Literature Comparative Essay schreiben werde. Obzwar es in Deutsch verfasst werden muss, bedarf es doch einiger Vorarbeit auf Englisch und preziser Abstimmung mit meiner Lehrerin. Ich werde die beiden Werke "Nora oder ein Puppenheim" (Henrik Ibsen - sehr empfehlenswert!!)  und Okonkwo oder Das Alte Stürzt von Chinua Achebe vergleichen, bin mir aber noch nicht ganz sicher auf welchen literarischen Aspekt ich mich konzentrieren werde.

Ausserakademisch ist hier ebenfalls im Moment eine Menge los. In der letzten Woche drehte sich alles um die Westsahara, eine Region an der Atlantikküste Nordwestafrikas, die letzte Kolonie des schwarzen Kontinents. 1884 wurde das Land von den Spaniern erobert, welche im Zuge der Dekolonialisierung des 20. Jahrhunderts das Gebiet an Marokko und Mauretanien abtraten. Westsahara ist reich an Rohstoffen wie Phosphor und Fisch und daher von recht grossem Interesse für die internationale Wirtschaft. Seit langem ist das "Land" (80 Staaten anerkennen es als ein solches) mit Marroko im Konflikt, weil es die Vorherrschaft für menschenverachtend und ungerechtfertigt hält. Marokko ist allerdings nicht bereit, den Menschen in Westsahara Unabhängigkeit zuzugestehen. Begründung hierfür ist, dass Westsahara schon immer Teil Marrokos gewesen sei. Viele Menschen aus Westsahara leben schon in der zweiten Generation in Flüchtlingslagern in Algerien, haben kein Recht sich als Sahrauis (ursprüngliche Einwohner in Westsahara) zu outen oder in irgendeiner Art und Weise die marrokanische Monarchie in Frage zu stellen, geschweige denn Unabhängigkeit zu fordern.

Wir haben mehrere Schülerinnen aus Westsahara hier an der Schule und weil der Konflikt sehr komplex ist, haben wir die vergangene Woche genutzt, um uns über die Zukunft der Region Gedanken zu machen. Um unser Wissen zu vergrössern, veranstaltete die World Today Gruppe gemeinsam mit dem Westsahara EAC ein World Today zum Brennpunkt. Dafür hatten wir mehrere Gastredner sowohl aus Marokko als auch aus Westsahara eingeladen, die in einer Podiumsdission und einer Frage-Antwort Session sich den Schülern stellten. Das ganze war als Blick in die Zukunft geplant, wurde aber letztendlich mehr zu einer puren Informationsveranstaltung, die wieder einmal die Komplexität eines Problemes und den engen Zusammenhang von Geschichte mit Zukunfsplanung hervorhob.

 

Diese Woche steht im Zeichen der Homosexualität. Es ist Rainbowweek und alles dreht sich um Trans-, Homo-, Hetero- und Bisexualität. Ich halte es für sehr wichtig, auch diesem Thema hier eine Plattform zuzugestehen, schliesslich ist es in unzähligen Ländern ein Tabu. Der Gender-and-Sexuality-EAC (kurz GAS) wirbt mit Filmen, Aktionen wie "Ask a gay" und einem Blinddate (dem auch ich mich gleich stellen werde) für mehr Aufmerksamkeit und Bewusstsein. Wieder einmal heisst es: "Spread Awareness".

 

Ihr seht, dass wir hier alle ziemlich "busy" sind. Um nicht völlig den Verstand zu verlieren (eigentlich sollte er durch das viele Arbeiten ja geschärft werden...) hatten wir heute wieder einen Specialday. Das bedeutet, dass kein Unterricht aber ein anderes Programm stattfindet. John (der Rektor) hat es für effektiv gehalten, uns was UWC International (die Organisation) angeht auf dem Laufenden zu halten. Offenbar werden trotz finanzieller Probleme an den meisten UWCs neue Schulen zum Beispiel in China, im Nahen Osten und in Spanien geplant. Ich halte es für ein sehr interessantes wenn auch ungemein schwieriges Projekt, in einem Land geprägt von Korruption wie China eine Schule zu eröffnen, an der Schüler aus der ganzen Welt frei ihre Meinung zum Ausdruck bringen wollen.

Desweiteren hatten wir Besuch von einem Ehemaligen der ersten UWC-Generation: Francois aus Paris. Er ist Psychologe und hat heute Nachmittag einen Workshop zum Thema Hypnose, den ich mir allerdings geschenkt habe, gegeben. Heute Vormittag hat er eine anderthalbstündige Rede darüber gehalten wie UWC ihn verändert und lebenslang geprägt hat, ist dann darauf zu sprechen gekommen wie Psychologie funktioniert wenn es um Zielverfolgung geht. Alles in allem hat mir der Vortrag gut gefallen. Er war zwar inspirierend aber zu lang. Zum Glück hat Jesper ihn aufgenommen, so dass ich mir die Teile, die ich wegen überdurchschnittlicher Müdigkeit verpasst habe noch einmal anhören kann.

So spannend das Programm hier aus ist, mein persöhnliches Highlight war das Päckchen voll mit selbsgebackenen Keksen, Adventskalendersäckchen 1-9 und Weihnachtsmusik, das ich gestern von meiner Mutter bekommen habe.

Ich freue mich schon so darauf, dass ich in zwei Wochen nach Hause komme. Hoffentlich kann ich dann viele von euch persönlich treffen.

Ich wünsche euch allen einen wundersamen Start in die Adventszeit. (Tory will noch nichts von Weihnachten hören. "So lange der Truthahn noch nicht gegessen ist, bin ich auch noch nicht in Weihnachtsstimmmung". Ihr Thanksgiving ist morgen, und danach beginnen wir dann hoffentlich damit, das Zimmer zu schmücken. Vielleicht können wir ja einen kleinen Baum von der Insel klauen...).

Vi sees!

Angelika

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