No woman no cry

Hei everyone!

 

Die Introductionweek, also meine erste Woche am RCN ist jetzt wirklich vorbei, denn morgen beginnt der Unterricht. Es ist also dringend Zeit für ein Resumé der vergangenen Tage, vorallem weil ich ja nicht wirklich Zeit gefunden habe, euch auf dem Laufenden zu halten.

Beginnen wir also mit Freitag den 28. August, einem der besten Tage so far:

Nach dem Frühstück hatte meine Gruppe "Rotation". Jede Gruppe hatte während der Woche fünf solcher Aktivitäten, aber weil nicht 100 Schüler alles gleichzeitig machen können, hatten wir unterschiedliche Stundenpläne. An diesem Freitag Morgen stand jedenfalls Outdooractivity auf dem Programm. Glücklicherweise war das Wetter gut. Sobald es hier nicht regnet ist das Wetter gut. Also war es eigentlich sehr gut, denn wir konnten sogar einige Sonnenstrählchen genießen. Das College steht in engem Kontakt mit einem Rehabilitationszentrum direkt nebenan. Die beiden Institutionen profitieren voneinander, denn wir Students übernehmen viele Aufgaben wie Schneeschippen im Winter, Pferdeställe (!!) ausmisten,  Leute beschäftigen und die Landschaft in Ordnung halten. Letzteres war, was wir während der Rotation taten. Irgendjemand hatte eine menge mickriger Bäume gefällt, und wir haben den Vormittag damit verbracht, sie klein zu schneiden und in potentielles Feuerholz und potentielles Gehexeltes zu unterteilen. Ich habe eine Menge Äste geschleppt und am Ende des Vormittags waren wir alle so derbe schmutzig und nass, denn das Holz war natürlich total mosig und feucht. Ich hatte zwar schon viel Spaß hier, aber das war auf jeden Fall eine der lustigsten Aktionen bisher. Später am Vormittag war ich endlich einmal sportlich aktiv. Ich bin vom College bis nach Flekke gerannt, was etwa drei Kilometer sind. Leider ist die Umgebung hier nicht wirklich geeignet für Joggingtrips, denn es geht in permanentem Wechsel rauf und runter. In Flekke habe ich im sog. Flekkeshop einige Dinge eingekauft. Wahrscheinlich lebt dieser Laden von den Schülern, denn in Flekke selbst wohnen nur sehr wenig Menschen.

Am Nachmittag war ich in der Administration um einige organisatorische Sachen zu klären. Wir mussten alle ziemlich lange warten, aber wir wurden sehr lieb mit Obst (worauf hier alle unglaublich scharf sind, denn es gibt es nur sehr selten) und Schokolade (was uns spätestens in zwei Monaten tierisch zu den Ohren rauskommt) versorgt und haben uns ja ohnehinn eine Menge zu erzählen, also verging die Zeit doch recht schnell.
Es hatte natürlich längst wieder zu regnen angefangen, und alle waren tierisch hungrig aufs Abendessen, welches hier immer warm ist. Mittags isst man entweder Salat, oder Knäckebrot, oder auch warm. Eigentlich lebt man nicht in Stunden, sondern in Mahlzeiten...
Nach dem Abendessen standen zwei weitere Highlights auf dem Programm. Nein, drei!
Erstens: World Today. Jeden Freitag gibt es im Auditorium einen kurzen Vortrag über ein aktuelles Thema. Diese Woche waren es die Wahlen im Iran, anhand derer Demokratie kontrovers diskutiert wurde. Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag ist der Hauptteil des World Today. Ich werde mich nicht über Einzelheiten auslassen, aber mir hat es so gut gefallen, dass ich wohl der Organisationsgruppe beitreten werde. Wann bekommt man schon einen Vortrag über ein Thema mit Augenzeugenberichten über Straßenkämpfe? Wann wird schon von Jugendlichen, die extrem religiös aufgewachsen sind diskutiert, ob Religion einen Platz in einer Demokratie haben sollte oder nicht?
Im Anschluss fand der World Film Club statt. Gezeigt wurde "Burn after Reading". Der Film ist ganz gut, aber ich hatte keine große Lust und bin nach einer Stunde wieder gegangen, denn es gab etwas viel verlockenderes zu tun: Das Snikkarbua.
Snikkarbua ist ein Schülercafé, welches in einem eigenen kleinen Holzhaus auf dem Schulgelände untergebracht ist. Nächste Woche mache ich Fotos, denn die Atmosphäre ist kaum zu beschreiben. Cosy, crowdy, tasty?!
Tief in der Nacht saß ich dann noch mit einem Freund auf der Insel, die vor dem College im Fjord liegt. Man erreicht sie über eine Brücke, und es ist sehr spooky dort, denn überall liegen riesen Findlinge, sie ist bewaldet und alles in allem ein schöner Platz, wenn man mal von außerhalb auf das College am Ufer des Fjords blicken will. Es war stockdunkel, und Adrian und ich hatten uns eine Menge zu erzählen. Also sind wir erst sehr sehr spät schlafen gegangen.
Das war allerdings kein wirkliches Problem, denn der Samstag beginnt hier frühstens um elf, denn dann beginnt Brunch.
Nach einem guten Essen wurden wir in die Outdoorpolicies eingewiesen. Jeder Schüler ist im Rahmen der Extra Academic Commitments (EAC's) verpflichtet, regelmäßig an mindest einer physischen Aktivität teil zu nehmen. Das Angebot ist riesig. Kanu, Schwimmen, Fitness, Klettern, Tauchen, Bogenschießen, Laufen, Wandern usw...
Um das Equipment der Schule nutzen zu dürfen, muss man allerdings in die meisten Dinge eingewiesen werden, und das war Hauptbestandteil des Wochenendes.
Zum Beispiel mussten wir einen Schwimmtest machen, denn nicht alle Schüler hier können schwimmen. Wie auch, wenn es im tiefsten Afrika doch keine Küste gibt, geschweige denn Wasser für Klospühlungen, also auch keine Schwimmbäder? Wie auch, wenn Jugendliche arbeiten müssen und keine Zeit und auch kein Interesse darin haben, zu schwimmen? Der Pool, übrigens im Rehabilitationszenter, ist super. Das Beste ist die Rutsche. Wir planen, demnächst die Zeit zu stoppen, denn man wird auf ihr extrem schnell. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht!!
Auch haben wir den Fitnessraum und die Sporthalle besichtigt. Letztere hat erfreulicherweise einen Holzfußboden und eine Musikanlage. Beste Voraussetzungen fürs Tanzen.
Highlight des Wochenende war die Themeparty am Samstagabend. Jeder Raum hatte sich ein Motto auszudenken und sich dem entsprechend zu verkleiden. Nach sehr sehr langem Hin und Her entschieden wir uns, Wassertropfen zu sein, der Kulisse angemessen. Wir zogen uns komplett blau an, ich hatte auch noch Regenstiefel, und stellten uns dann unter die Dusche um nasse Haare zu kriegen. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn während des exzessiven Tanzens wurde allen so warm, dass wir aus Room 204 sehr gefragte Tanzpartner waren :D
Ich hoffe, dass ich irgendwo Fotos von der Megaparty her kriege. Die Kostüme waren schlichtweg der Brüller! Ich habe noch nie so eine gute Party gefeiert. Alle die mich gut kennen wissen ja, dass ich eigentlich nicht der Typ für laute Musik bin, aber sowas...Zum Glück haben wir jedes Wochenende eine Campusparty, auch wenn die erste immer mit Abstand die beste sein soll...
Der Sonntag begann sehr sehr entspannt. Das Wetter war noch nie so schlecht gewesen, denn der Regen war nicht mehr nieselig, sondern kam anhaltendem Platzregen extrem nahe. Für die Mittagszeit stand ein 6 km Lauf durch die Umgebung auf dem Plan und ich hatte mich auch ursprünglich dafür eingetragen, aber angesichts der Umstände habe ich mich auch kurzentschlossen wieder ausgetragen. Wirklich gut habe ich mich dabei zwar nicht gefühlt, aber lieber verpasse ich das Gefühl, nass aber glücklich zu sein, als krank zu werden. Manchmal muss man eben auch Vernunftentscheidungen treffen. Mein "Nass-Erlebnis" hatte ich ja gleich am ersten Tag, als ich in voller Montur in den Fjord gesprungen bin. Wer hätte das gedacht...
Ein weiterer Höhepunkt der Woche war die Einweisung ins Kanufahren. Es schüttete und meine Regenhose, so stellte sich heraus, war nicht dicht, aber es war trotzdem lustig, das Kanu durch den Fjord zu steuern, um die Wette zu paddeln, zu steuern und sich steuern zu lassen. Und wenn man jemand nettes mit im Boot hat... ;-)
Mit dem Unterricht beginnt auch die neue EAC-Saison. Die Schule bietet sehr viele dieser AG's an. Eigentlich sind es Schüler, die sie anbieten. Jeder ist verpflichtet, während der zwei Jahre unterschiedliche Bereiche abzudecken. Für mehr Informationen über das Angebot und Idee und System dahinter, geht am besten auf diese Homepage: http://www.rcnuwc.no/extra-ac.html
Eine Messe, auf der sich die meisten EAC's präsentierten, gab es am Sonntag Abend.
Der Montag war der entspannteste Tag überhaupt, denn abgesehen von einer Einweisung in die Stundenpläne am Abend hatten wir kein Programm. Einige Schüler nutzen die Möglichkeit nach Dale zu fahren, ich besuchte meine Advisor Angie, bzw. eigentlich ihren Mann Edmund, denn Angie ist vor einigen Tagen vom Rad gefallen und ist ins Krankenhaus gefahren um checken zu lassen, ob sie sich den Wangenknochen gebrochen hat. Edmund war 14 Jahre lang Mönch, und hat sich dann entschlossen mit Angie die Welt zu bereisen. Schließlich ist er ans College gekommen und unterrichtet nun Theory of Knowledge, welches ich erst ab Januar haben werde. Dann gehe ich näher darauf ein, aber er hat mir schon eine Menge darüber erzählt. Es ist toll, auf eine Tasse Tee vorbei zu schauen, und das war wirklich ein guter Zeitvertreib bei dem Wetter.
Nach dem Abenbrot hatten wir schließlich noch ein Housemeeting. Housemeetings finden alle drei Wochen mit dem Housementor im Dailyroom statt und dienen dazu, das tägliche Leben hier zu organisieren. Jeder Hausbewohner hat mindestens eine Aufgabe, und außerdem hat jedes Haus einen Abgesandten in der SV, der alle Mitbewohner während der Housemeetings auf dem Laufenden über current affairs hält. An den Montagen ohne Housemeeting gibt es sog. Drop- In's. Der Housementor veranstaltet ein inoffizielles Treffen bei sich zuhause. Ich erzähle davon wenn es das erste Mal stattgefunden hat. Um 22:00h hatte ich dann noch ein Roommeeting. Wir saßen alle fünt zusammen, haben Tee getrunken. In Deutschland raucht man und nennt es Socializing, hier trinkt man Tee. Tory und ich hatten viele Fragen vorallem zu den Fächern und Lehrern. Ich persönlich wurde plötzlich tierisch nervös, denn natürlich wird alles anders werden, und ich gebe zu, dass ich mich schon ein bisschen unter Druck gesetzt habe. Emotionen fallen hier für mich momentan ziemlich krass aus. Neulich hatte ich plötzlich tierisch Heimweh, vorhin war ich einfach von der Vorstellung überfordert, Unterricht zu haben.
Ein Blick auf die Uhr lässt mich sagen, dass ich nun aber wirklich schlafen sollte. Morgen gehts mit Geschichte los. Dem Fach, auf das ich mich besonders freue.
Bonne nuit!
Angelika

 

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